Interview mit Barbara Gründl über den neuen Dienstagswochenmarkt
von Stefan Stroka
Frau Gründl, Sie sind mit Ihrer Familie seit vielen Jahren fester Bestandteil des Landshuter Wochenmarkts. Warum sind Sie nicht Teil des neuen Dienstagsmarkts in der Neustadt?
Die Entscheidung fiel uns nicht leicht, aber sie war notwendig. Vor allem aus wirtschaftlichen Gründen. Die Standkosten am Dienstag in der Neustadt liegen bei rund 1,90 € pro Quadratmeter – das ist fast das Fünffache im Vergleich zu unserem bisherigen Standort in der Altstadt, wo wir etwa 0,40 € zahlen. Hinzu kommt: Der Dienstag bringt schlicht nicht genug Kundschaft. Auch personell ist es für uns am Dienstag schwierig, weil wir früh raus aufs Feld müssen, um unser eigenes Gemüse zu ernten. Da lohnt sich der Aufwand einfach nicht.
Gab es vonseiten der Stadt denn ein Gespräch oder die Möglichkeit, bei der Planung mitzuwirken?
Leider nein. Es gab nur Vorgaben, aber keine echte Kommunikation. Hätte man uns Beschicker rechtzeitig eingebunden, wäre vielleicht ein tragfähigeres Konzept möglich gewesen. Jetzt läuft der neue Markt, aber ohne diejenigen, die seit Jahren täglich vor Ort sind.
Welche Rückmeldungen erhalten Sie von Ihren Kundinnen und Kunden?
Sehr viele verstehen nicht, warum wir nicht trotzdem in der Altstadt stehen dürfen – zusätzlich zum neuen Markt. Einige haben gezielt gefragt, wo wir bleiben. Sie sagen, ohne regionales Gemüse lohnt sich der Markt für sie nicht. Viele kaufen lieber montags oder mittwochs bei uns in der Altstadt ein. Außerdem höre ich oft: „Der Freitagsmarkt reicht uns völlig.“ Wenn ein zweiter Wochenmarkt gewünscht ist, dann nicht am Dienstag – eher eine Erweiterung des Samstagsangebots in der Altstadt wäre ein sinnvollerer Vorschlag.
Wie beurteilen Sie die allgemeine Marktsituation aus Sicht der Händlerinnen und Händler?
Einige unserer Kollegen haben schon angekündigt, dass sie ab nächster Woche nicht mehr am Dienstag dabei sein werden. Viele sind zu dieser Zeit auf anderen Märkten aktiv. Und generell lohnt sich ein Dienstagsmarkt für viele von uns einfach nicht: Die Einnahmen sind gering, oft sind es nur kleine Beträge, und der Aufwand bleibt gleich hoch – bei höheren Kosten.
Sie sprechen es an: Die Gebührenstruktur ist ein entscheidender Faktor.
Absolut. Die höheren Standkosten machen den Dienstag unrentabel. Bei uns konkret bedeutet das: Ein Tag in der Neustadt kostet mehr als eine ganze Woche in der Altstadt. Und die zusätzlichen Kosten kommen noch obendrauf – etwa für Personal, das wir eigentlich gar nicht haben. Deshalb haben wir uns entschieden, weiter nur montags bis samstags in der Altstadt (ausgenommen Dienstag aufgrund der Umstände) und am Freitag in der Neustadt präsent zu sein.
Sie haben auch das veränderte Einkaufsverhalten angesprochen. Was beobachten Sie da konkret?
Viele Leute kaufen heute gezielt und selten ein. Der große Wochenendeinkauf ist geblieben – meist freitags oder samstags. Ein zusätzlicher Markt unter der Woche passt da für viele nicht mehr ins Leben. Dazu kommt: Frisches Obst und Gemüse hält sich heute länger im Kühlschrank. Die Zeiten, in denen man mehrmals pro Woche einkaufen musste, sind vorbei.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Wochenmarkts in Landshut?
Vor allem, dass man gemeinsam spricht und plant – mit den Beschickern, den Kunden und der Stadt. Nur so kann ein neues Marktformat auch wirklich funktionieren. Im Moment wirkt es, als wolle die Stadt einen zweiten Wochenmarkt – aber ohne die Menschen, die ihn seit Jahren tragen. Das ist schade. Gemeinsam hätte man vielleicht einen besseren Start hinbekommen.